Südtirol: Wandern oder Winter

Zusammen mit Stefan ist unser diesjähriges Wanderziel Südtirol. Eine Tour mit fünf schönen Tageswanderungen in den Dolomiten sollte es sein.

Als Auftakt buchten wir zwei Tage in der Nähe von Tisens bei Meran. In dieser Gegend hatten Peter und ich 2012 schon einmal einen schönen Urlaub verbracht. Im bereits etwas höher gelegenen Ort Unsere Liebe Frau im Walde hatten wir ein sehr schönes Hotel mit wunderbarem Frühstück und Abendessen. Eine Wanderung zum Laugensee mit Einkehr bei der Laugenalm bot bereits schöne Eindrücke der Berge.

In Toblach in der Nähe der Drei Zinnen sollte die Fünftagestour beginnen. Da wir nur zwei Stunden zu fahren hatten, stand uns der Nachmittag noch für eine kurze Tour im Tal zur Verfügung. Im Hotel wurden wir schon darauf hingewiesen, dass wir uns doch überlegen sollten, ob wir wirklich früh frühstücken wollten. Ein Blick in den Wetterbericht wurde uns nahegelegt. Seit dem Nachmittag regnete es auch schon. Vorhersage für den nächsten Tag: 55 Liter Regen pro Quadratmeter. Puh. Dazu Temperaturen im niedrigen einstelligen Grad Celsius Bereich. In den Bergen wirklich kein Spaß. Gefährlich wird‘s ja zudem, wenn man nicht mehr genug Sicht hat, alles glatt und glitschig wird und man auskühlt.

Wir fanden uns also damit ab: Die erste Tour muss ausfallen. Mit Bahn und Bus ging es stattdessen zum nächsten Ort, mit einem Abstecher über den Ort Bruneck, wo wir ein wenig durch die Altstadt und hoch zur kleinen Burg spazierten. Bei durchgehendem Regen aber nur ein mittelgroßer Spaß. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir mit mitgebrachten Brettspielen in der nächsten Unterkunft.

Dann die nächsten Nachricht: Die Wettervorhersage bleibt schlecht. Wir werden auch am nächsten Tag nicht in die Berge können. Stattdessen wird für uns ein Transfer organisiert. Wir fahren also zusammen mit unserem Gepäck zu unserer nächsten Unterkunft in St Kassian.

Man sieht, es hat in den Bergen wirklich geschneit. Auf die Frage nach einem machbaren kürzeren Ausflug rät uns der Mensch an der Rezeption unserer neuen Unterkunft dazu, mit der Seilbahn hochzufahren und dort ein wenig zu spazieren. Gesagt, getan. Und oben angekommen waren wir mitten im Schnee. Rund um die Seilbahn sind Zufahrtstraßen, die geräumt waren. Wir versuchten uns an der ursprünglich für morgen geplanten Rundwanderung, da wir hier zwei Nächte bleiben. Allerdings gelangen wir bald auf einen Weg, den seit dem Schneefall noch niemand gegangen war. Weder können wir die Markierungen sehen, noch haben wir ein Gefühl, wie tief der Schnee sein wird. Daher drehen wir um und orientieren uns an den Forststraßen. Ein Schild weist auf einen Weg hin, der in 50 Minuten zurück in den Ort führen soll. Wir probieren es aus. Zum Glück bleibt der Weg relativ breit und mit wenig Schnee. Wir schaffen es also ohne Probleme wandernd zurück in den Ort, wo wir uns einen Snack gönnen. Zur Faszination der Schneelandschaft lasse ich dann mal die Bilder sprechen…

Tour zum Laugensee
Da unten im Ort ist unsere Unterkunft, wir sind von da noch 2km mit dem Auto herangefahren zum Gampenpass.
Laugensee auf 2.200 Metern Höhe
Kurzer Rundgang im Tal in der Nähe von Toblach. Das schlechte Wetter fing schon an, Regen lag erst in der Luft und setzte dann auch ein.
Mit der Seilbahn zum Piz de Surega auf knapp über 2.000 Metern Höhe.
Postkartenmotiv für Weihnachten, fotografiert am 13.9.2024
Ein bisschen blauer Himmel, gelegentliche Sonnenstrahlen = Absolute Pflicht zum Fotografieren.
Die Schneeverwehungen hatten durchaus ihre Höhe von mehr als einem halben Meter. Alles innerhalb von 24 Stunden.
Immer wieder umwerfend schöne Fotomotive.

Ein Tag in Budapest

Beim Spaziergang durch Budapest folge ich der Route eines kleinen Reiseführers, den ich schon in München gekauft hatte. So startet der Tag auf Burghügel von Buda mit einem Blick auf die Matthiaskirche. Im Scherz denke ich mir noch: „Oh, da blieb noch etwas Schutt vom Bau liegen.“ – Kurz darauf wird klar, dass größerer Teile des Burgberges komplett renoviert bzw. neu errichtet werden. Nicht immer geht dabei Ästhetik vor Kitsch und Protz. Dafür ist alles schön auf Hochglanz geschrubbt. Schwde ist, dass kaum erkennbar ist, was neu und was original ist. Auf mich wirkt die Szenerie wie eine Mischung aus Disneyland und Las Vegas – mit weniger Pappmaschee und mehr Beton.

Weiter geht es zügig den Hügel hinab an einer beieindruckenden Raubvogelstatue vorbei. Dies ist der Turul, einer Mischung aus Falke und Adler aus der ungarischen Mystik. Der Abstieg führt durch ein geschmackvolles Treppenhaus im Jugendstil. Der Epoch des Jugendstils ist die Glanzzeit Budapests. Es macht Spaß durch die Straßen zu schlendern und immer neue Verzierungen an den Stadtpalästen zu entdecken.

Bevor ich die Donau in Richtung Pest überquere gibt es zur Stärkung eine Limonade. In Ungarn gibt es nämlich nicht nur Wein, Bier und Kaffee sondern auch eine ausgesprochen vielfältige Limonadenkultur. Überall werden hausgemachte Limonaden in vielen Geschmacksrichtungen nicht nur angeboten sondern auch gerne konsumiert. 

Später am Nachmittag erreiche ich den Freiheitsplatz, der im Teichen der jüngeren Geschichte steht und ein faszinierendes Potpourri verschiedenster Eindrücke mit sich bringt. Im Zentrum steht ein sowjetisches Denkmal an die Befreiung Ungarns durch die UdSSR. Drumherum findet ein riesiges Craftbierfest statt. Unter dem Platz ist eine Tiefgarage. Umrahmt wird er von der Börse und dem Anwesen der US-Botschaft. Als Gegenpol zum Sowjetdenkmal wurden Statuen von Reagan und neuerdings auch Bush, dem älteren aufgestellt. 

Am Eingang zur Tiefgarage steht ein weiteres Denkmal, diesmal zum Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung: Raubvogel über Engel Gabriel. Ich dachte gleich wieder an Turul, was aber nicht passt. Denn es ist der deutsche Adler, der den Überfall symbolisiert. Das Denkmal steht wohl in der Kritik, das es Ungarns Rolle im zweiten Weltkrieg verharmlosen soll. Ausdrucksstark ist es allemal.

Ich beende den Streifzug am Parlament und spaziere danach ins Hotel zurück. Fazit: Budapest ist eine interessante Stadt, weniger wegen der Sehenswürdigkeiten oder Museen, eher wegen der munteren Mischung aus Jugendstil und Ostblockflairs sowie der vielen, jungen, internationalen Einwohner und Besucher.

Matthiaskirche – auch hier wohl nach dem erstem Turm das Geld verbraucht.
Mittelalter anno 1902
der Turul
Jugendstiltreppenhaus
Nochmal
ein Hotel in Pest
Ein Mond in einer Passage
Deutscher Adler überfällt Engel Gabriel mit Bierfest im Hintergrund
Bierfest auf dem Freiheitsplatz
Blick zurück auf Buda
Begegnung mit dem Sensenmann.
Eine letzte Installation Mit Miezekatze, neben meinem Hotel.

Über Esztergom nach Budapest

In Komarom hatte ich noch ein „aha“-Erlebnis. Auf dem Weg zum Abendessen kreuzte ich die Donau. Erst da wurde mir bewusst, dass die Stadt geteilt ist und je zur Hälfte in der Slowakei und Ungarn liegt. (Obwohl: Der slowakische Teil nennt sich Komarno, in Ungarn heißt es Komarom – die Stadt wurde wohl nach dem ersten Weltkrieg getrennt.) Denn die Donau ist streckenweise der Grenzfluss zwischen den beiden Ländern. Entsprechend führte die fünfte Etappe dann auch komplett durch die Slowakei.

Noch besser: Die beiden letzten Tage führten zu größeren Teilen nah am Donauufer entlang, was zumindest zeitweise einen kühlenden Wind mit sich brachte. Zu Esztergom habe ich nicht viel zu schreiben. Es ist ein hübsches Städtchen, mit einem schwülen, fast schon tropischen Klima.

Die letzte Etappe sollte eigentlich mit einer Bahnfahrt nach Budapest hinein enden. Da ich gut vorankam, fuhr ich jedoch mit dem Rad weiter. Entsprechend erschöpft kam ich so erst am Abend in Budapest an. Budapest besteht aus zwei Stadtteilen, die von der Donau getrennt werden: Buda und Pest. Dies ist so ähnlich wie in Nußloch, wo seit jeher der Leimbach die Ortsteile Nus und Och trennt. Der badische Volksmund hat das vereinigende „sl“ zur besseren Aussprache hinzugefügt. Doch das erkunden der beiden Stadthälften steht erst morgen an.

insgesamt war ich an den 6 Tagen 23 Stunden unterwegs und habe knapp 400km dabei zurückgelegt. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit war damit etwa 17,4km/h. Maximal war ich einmal knapp 42km/h schnell.

Wahrscheinlich schreibe ich übermorgen auf der Heimfahrt im Zug noch eine Zusammenfassung und berichte etwas über Budapest. Danach geht es nächste Woche weiter in die Dolomiten.

Donaubrück zwischen Komarno und Komarom. Man beachte die Trennung von Dampfeisenbahn und Donaudampfschiff.
Schwimmbad hinterm Hotel mit Regenbogenbrücke.
Donauimpression
Esztergom
Ein kitschiges Sonnenuntergangsbild mit Donau sei mir erlaubt.
Überquerung der Donau per Fähre.
Ungarns Parlament – in Pest.
Ausrutscher nach dem Abendessen – dabei hatte ein Schild sogar gewarnt.
Kunstinstallation in Budapest.

Weiter über Györ nach Komarno

Die Strecke der letzten beiden Tage verlief nur durchs Landesinnere ohne Blicke auf die Donau. Die Landschaft ist weiterhin sehr flach. Mit der Zeit schärft sich aber der Blick auf schöne Details Ungarns. In vielen Ortschaften gibt es schöne Parks mit schattigen Bänken. Manchmal steht auch ein verlassenes Schloß am Wegesrand. Fast überall gibt es auch Brunnen, um Trinkwasser aufzufüllen. Mein Wohlfühlwasserdurchsatz liegt bei etwa einem Liter auf 20km.

In Györ kam ich früh genug für etwas Sightseeing an, bestieg den Bischofsturm und besichtigte die barocke Kathedrale. Dabei war unübersehbar, dass Györ wohl tiefreligiös ist. Das Tolle daran ist, dass mein Hotel ein ehemaliges Karmeliterkloster war und ich stielgerecht in einer Mönchszelle übernachten konnte.

Die heutige Strecker wäre großteils neben einer stärker befahrenen Landstraße verlaufen. Da ich Lust auf etwas „Abenteuer“ hatte, plante ich spontan um und folgte der alten Route, mit schlechteren Wegen und deutlich mehr Kilometern. Dafür kam ich an einem berühmten ungarischen Gestüt vorbei, das aber nicht einladend wirkte.

Morgen gibt es aber wieder mehr Donau.

Ungarn erinnert öfters an die Weiten der USA
verfallenes Schloß mit Park
Der Bischofspalast – mit Schwanenhelm. Scheint mir unpraktisch gewesen zu sein.
Blick auf die barocke Kathedrale.
Kathedrale von innen, mir liegt die Gotik mehr.
Blick aufs Klosterhotel hinter der Kirche.
Mein Zimmerchen.
Leben in Ungarn nachts statt, z.B. in Form kubanischer Massentänze.

Von Wien über Bratislava nach Mosonmagyaróvár

Zwei Tage radfahren liegen jetzt hinter mir. Es war heiß und der erste Tag auch lang. Im Gegensatz zum Wandern hat sich aber noch kein Muskelkater angemeldet. Doch der Reihe nach. Am Donnerstag früh startete ich an der Donau und kam gleich gut voran. Der Weg driftet häufiger von der Donau weg. Ich blieb aber in Ufernähe und geriet prompt auf eine lange Landzunge, was ich erst an ihrem Ende bemerkte und dann ca. 5km wieder zurückfahren durfte. Seitdem bleib ich, auch wenn es langweiliger ist, fast immer auf der ausgeschilderten Route.

Am Nachmittag begab ich mich auf einen längeren Abstecher nach Carnuntum, einer riesigen römischen Ausgrabung. Wahrscheinlich ist es notwendig einen ganzen Tag in dem Gebiet zu verbringen. Ich bekam nur einen flüchtigen Eindruck der wiederaufgebauten Gebäude.

Nach einem kurzen Schauer mit Regenbogen erreichte ich am Abend Bratislava. Der Tageskilometerzähler zeigte 91km. Den Spaziergang durch die Stadt zur Burg hinauf verschob ich deshalb auf den nächsten Morgen.

In Bratislava traf Mittelalter auf den real existierenden Sozialismus. Letzterer wurde aber schon ziemlich radikal in die Außenbezirke der Stadt verdrängt.

Nach dem Stadtrundgang ging es wieder mit dem Rad weiter nach Ungarn. Die Tour war mit 42km deutlich kürzer, leider gab es aber nur wenig zu sehen. Ungarn ist halt platt und weit, was die allgemein gute Laune der Touristen und Einwohner aber nicht schmälert.

Jetzt sitze ich in der pituresken Kleinstadt Mosonmagyaróvá. Morgen geht es nach Győr.

Wien, Donau und mein Fahrrad.
Das Römerlager Carnuntum. Einige (die meisten) Ausgrabungen sind noch im Rohzustand . Einige Häuser sind aber mit viel Fantasie wieder aufgebaut worden und können besichtigt werden.
Im Inneren eines Hauses.
Regenbogen bei 33°C
Bratislava bei Nacht …
.
Grenzübergang nach Ungarn
… und die Burg bei Tag
Mosonmagyaróvár

Wien – Budapest: Ein Tag in Wien

Ich muss Urlaub abbauen und bin deshalb mal allein unterwegs. Schon lange reizte mich mal eine längere Radtour. Als Einstieg bietet sich die Donau an. Spontan entschied ich mich für die Route von Wien nach Budapest.

Gestern brauchte ich den gesamten Tag für die Anreise per Bahn. Der Radtransport verlief problemlos, nur ist es schwieriger, bei Verspätungen spontan auf andere Züge auszuweichen, was mir vier Stunden Bonusaufenhalt in München ermöglichte (ohne Bilder, mit Radler).

Bevor es wirklich losgeht, stand heute aber ein Nostalgietag auf dem Programm. Im Winter 2020 waren wir zuletzt in Wien. An einige Dinge meiner Auslandssemester 95/96 kann ich mich auch noch dunkel erinnern. Wien ist vielleicht die Großstadt, in der ich die meiste Zeit verbrachte. Sympathisch aber etwas konservativ hatte ich sie in Erinnerung . Das hat sich geändert. Jetzt präsentiert sich Wien modern, jung, ökologisch, weltoffen – irgendwie fast schon utopisch. Die breite Alleen wurden konsequent in Fahrradstraßen umgewidmet. Überhaupt ist die Stadt eine einzige Fahrradstraße, Autos scheinen nur noch mitgemeint und toleriert zu sein. Überall stehen Wasserspender namens Brunnhilde herum. Beim Filmfestival gibt es Getränke selbstverständlich in echten Gläsern. Auf Pfand wird verzichtet.

Doch der Reihe nach. Ich beginne den Tag am Stephansdom. Von den Kirchen Wiens ist mir die Karlskirche zwar lieber, aber in Fortsetzung unserer Studien in der Normandie ist es interessant, die Gotik Wiens nochmal genauer zu betrachten.

Jeder Besuch Wiens sollte eigentlich das obere Belvedere beinhalten. Ich plane aber spontan um und gehe ins Museumsquartier. Dort gibt es den Neubau des Leopoldmuseums zur Kunst Wiens des 19ten und frühen 20ten Jahrhunderts – der vielleicht spannendsten Epoche der Stadt.

Zwei Stunden später geht es weiter zum Naschmarkt – meinem persönlichen Problemmarkt. Direkt neben der Technischen Universität gelegen lockte er schon zu. Studizeiten immer mit seinen kulinarischen Angeboten, die ich mir damals aber überhaupt gar nicht leisten wollte. Im Winter 2020 war es zu kalt und nass, um länger zu verweilen. Und jetzt? Jetzt hatte ich die Qual der Wahl nur eine Schnabulität verspeisen zu können. Sushi? Falafel? Pasta? Fisch? – Nach mehrmaligen hin und her schlendern gewinnt das Meeresfrüchterisotto…

Es wird heißer und heißer, und ich komme nur noch langsam voran. Am Rathaus – dem einzigen, das auch ein angemessener Wohnsitz Cinderellas sein könnte – beende ich meinen Rundgang. Am Abend findet dort ein Filmfestival mit dem Operkurzfilm Josefine statt.

Morgen geht es nach Bratislava. Vermutlich bin ich dann zu erschöpft zum Bloggen…

P.S. die folgende Bilderstrecke ist etwas länger. Ich habe sie aber schon stark gekürzt.

Die offensichtlichste Besonderheit des Stephansdom ist offensichtlich nicht zu sehen. So prunkvoll der eine Turm ist, so versteckt sich der andere sehr kurz geratene hinter dem gewaltigen Bauwerk.
Brunnhilde sorgt für Abkühlung …
… ebenso solarbetriebene Wassersprenkler
Ein schmaleres Exemplar der Gattung „Fahrradstraße“
Ein Exemplar der Gattung „Wiener Großskulptur“
Katze mit Frau (Leopoldmuseum)
Katze mit Klimt (Leopoldmuseum)
Wir ahnten es schon lange: 2001 wurde beim Domino spielen erdacht (Leopoldmuseum)
Auch Häuser dürfen Emotionen zeigen (Leopoldmuseum)

Impressionen vom Museumsquartier

Ebenso
So ganz unpolitisch ist Wien nicht geworden.
Ein eigenes Ampelmännchen gibt es auch.
Kamele in Wien?
… die Spur führt in den Theseustempel …(kein Stempel)
im Tempel: ein Kamelrücken – eine Allegorie auf Kamelhaar und Ölfässer.
Wenn der Blick einmal geschult ist … noch ein Kamel.
Neben meinem Hotel: der Obelixturm – kein Witz.
Kino vor dem Märchenrathaus.

Zum Abschluss: Bayeux

Auf dem Weg nach Bayeux unternahmen wir zunächst eine Wanderung in der Suisse Normande, erneut eine Empfehlung aus unserem Reiseführer. Wir hatten die 2022er Auflage zur Normandie von Reise Know-how, sowie eine Ausgabe des DuMont Kunstreiseführers aus den 80er Jahren, der für die Orte mit viel älteren Gebäuden immer noch bestens geeignet war.

In Bayeux haben wir am Freitag zuerst den weltberühmten Teppich besucht. Mit einem Audioguide wird man recht eng getaktet entlang des Werkes geleitet – aber wohl nur so ist es möglich, die vielen Touristen zu organisieren. Nach dem Original gibt es im ersten Stock eine Ausstellung zur Herstellung des Teppichs, sowie zur Geschichte. Der Teppich hat mich ehrlich gesagt sehr beeindruckt. Wenn ich in meinem eigenen Tempo gegangen wäre, hätte ich garantiert den Betrieb sehr aufgehalten. Ganz, ganz großartig – und leider kann ich gar keine optischen Eindrücke teilen, denn im abgedunkelten und klimatisierten Raum ist Fotografieren kaum möglich.

Weiterer Höhepunkt von Bayeux ist die Kathedrale. Diese wurde in normannischer Zeit begonnen, aber mit gotischen Elementen erweitert. Die Krypta wurde irgendwann zugeschüttet und dann später wieder freigelegt.

Am Freitag Abend fand als Auftakt des Mittelalterfestes die Große Parade statt. Das Thema lautete „Erde“, und so waren zum Beispiel Faune unterwegs. Das zeigt schon: Das Thema Mittelalter wird hier durchaus fantastisch ausgelegt. Rund um die Kathedrale ist der Markt aufgebaut, den wir am Samstag ausführlich schlendernd besucht haben. Ein wenig eingekauft haben wir auch, wobei sich unsere Einkäufe auf Kulinarisches beziehen, darunter Honig und Käse. Einige Vorführungen sind den Tag über verteilt, darunter spontane Einlagen von kleinen Musikgruppen oder feste Programmpunkte mit Gauklern. Und natürlich gab es auch einfach viele gewandete und verkleidete Besucherinnen und Besucher des Festes zu sehen. Und… der Stand mit der längsten Schlange beim Ritterfest in Angelbachtal ist ja der Crêpe-Stand. Kein Problem hier: Ein Crêpe-Stand reiht sich an den nächsten.

Fazit: Wir blicken auf einen sehr schönen Urlaub zurück. Zwei Besonderheiten sind zu nennen. Zum einen haben wir seit langem mal wieder gezeltet. Zuletzt hatten wir 2017 in Kanada bei der Tour mit Packpferden vier Nächte im Zelt verbracht. Wir sind offensichtlich noch nicht zu alt dafür, denn wir haben einen schönen Campingurlaub verbracht, bei dem auch die Zeit zum Lesen und Spielen nicht zu kurz kam.

Zum anderen war dies der erste Auslandseinsatz unseres Elektroautos. Frankreich ist hier bestens ausgestattet. Wir hatten mehrmals während unserer Ausflüge auch in kleineren Orten Ladesäulen angesteuert und das Auto geladen, während wir unterwegs waren. Dass dabei ab und an mehrere Versuche nötig sind, um das Laden zu starten, kennen wir auch aus Deutschland. Auf den Autobahnen gibt es immer wieder Schnelllader. Insgesamt war es sehr unkompliziert. Im September sind wir in Südtirol, da darf dann auch Italien zeigen, was es in punkto Elektromobilität drauf hat…

Auf dem Weg nach Bayeux: Wanderung in der Suisse Normande, hier mit Blick auf das Viaduc de Clécy.
Eindruck aus Bayeux.
Kathedrale von Bayeux – rund herum findet an diesem Wochenende das Mittelalterfest statt.
In der Kathedrale von Bayeux.
Krypta der Kathedrale.
Normannische Muster und Details in der Kathedrale.
Zum Auftakt des Mittelalterfestes: Große Parade aller Darsteller und Gruppen. Was mir persönlich sehr gefällt und sympathisch ist: Auch lokale Gruppen machen hier mit, darunter auch zum Beispiel mit Menschen im Rollstuhl – die einen besonderen Applaus erhielten und sichtlich glücklich darüber waren.
Markt rund um die Kathedrale.
Mittelalter ist hier breit gefasst und lässt durchaus auch Fantasy zu.
Am Samstag beim ausführlichen Schlendern über das Fest und den Markt habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, selbst Gewandung anzulegen.

Mont Saint Michel und Falaise

Ein touristisches Super Highlight wollten wir nicht auslassen, zumal wir voriges Jahr das Gegenstück Saint Michael‘s Mount in Cornwall auslassen mussten (dafür gab es ja dann das Golowan Festival in Penzance, was beileibe kein schlechter Ersatz war!). Und so machten wir uns von der Westküste des Cotentin, wo wir einen Campingplatz am Strand hatten, auf zum Mont Saint Michel. Kurz vorher die Logistik geprüft: Karten für die Abtei muss man derzeit nicht vorbuchen. Nächste Woche mag das anders werden: Am Wochenende starten die großen Ferien in Frankreich…

Von der Ferne schon sieht man die Insel über die Landschaft ragen. Parkplätze sind mehr als 2km von der Insel entfernt, man hat die Wahl zwischen kostenlosem Transfer mit dem Bus oder laufen. Wir entschieden uns für letzteres, um auch den Anblick auf uns wirken lassen zu können. Ein wenig nass sind wir dabei geworden, hatten uns keinen Regenschutz mitgenommen und gerieten in einen kleinen Regenguss. Aber halb so schlimm, immerhin hatten wir ansonsten gutes, wenn auch zum Glück nicht zu heißes Wetter gehabt.

Erster Eindruck nach Ankunft auf der Insel: Es ist VOLL! Die kleinen Gassen sind so mit Menschen gefüllt, dass kaum Durchkommen ist. Wegen des Regens stehen an allen auch nur etwas überdachten Stellen die Menschen, die Schutz vor dem Wetter suchen. Den Eintritt für die Abtei selbst hatten wir bereits am Parkplatz gezahlt, also einfach immer weiter nach oben, bis wir in die Kirche gelangten. Auch hier wieder: Verschiedene Stile kommen zusammen. Man wird durch einige Räume der Abtei geschleust, leider mit wenigen Erklärungen, wir nehmen uns gleich in der Kirche unseren Reiseführer vor und lesen uns gegenseitig vor. Schönstes Detail: Der Abt musste vom Heiligen Namensgeber gleich drei Mal aufgefordert werden, doch bitte eine Kirche hier zu bauen. Bei, dritten Mal mit so viel Nachdruck, dass der Legende nach ein Loch im Schädel des Kirchenmannes zurückblieb…

Wir spazierten nach Besichtigung der Abtei noch ein wenig auf der Insel umher, fanden die Massen an Touristen und das überteuerte Angebot an Gastronomie und Touristennepp aber eher nur so mittelgut und fuhren lieber weiter nach Falaise.

An diesem Geburtsort von William the Conqueror besichtigten wir am nächsten Tag zunächst die Burg. Ganz interessant: Mit Tablets ausgestattet konnte man in den verschiedenen Räumen virtuelle Ansichten der Burg betrachten, wie es zur Zeit im 11. Jahrhundert ausgesehen haben könnte. Das war ganz gut gemacht. Allgemein waren die Informationen unterhaltsam aufbereitet, wir haben uns hier gerne ausführlich in den verschiedenen Räumen mit dem unterschiedlichen Aspekten beschäftigt und so auch den Stammbaum der englischen Könige nochmal nachvollzogen.

In Falaise haben wir dann zwei Kirchen besichtigt, sowie das Automatenmuseum. Letzteres war wirklich hübsch aufbereitet. Animierte Figurengruppen, die zu unterschiedlichen Themen als Ensemble aufbereitet wurden, waren ausgestellt. Sie stammten etwa aus den 20er bis 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, haben also auch einen interessanten Spiegel dieser Zeit gegeben. An satirischen Elementen wurde dabei nicht gespart… Insgesamt ein unerwartetes, aber hochwillkommenes kleines Highlight!

Unsere letzte Station ist Bayeux. Hierzu wird es dann den abschließenden Artikel hier im Blog zu unserer Normandie-Reise geben. Auf dem Weg nach Bayeux haben wir noch eine kleine Rundwanderung in der Suisse Normande unternommen. Schöne Ausblicke und mehrere Überquerungen des Flusses Orne haben uns schöne Eindrücke aus Natur und Landschaft bei sonnigem, aber nicht zu heißem Wetter beschert.

Mont Saint Michel
In der Abteikirche von Mont Saint Michel
Als wir dort waren, war gerade Ebbe…
Falaise: Die Burg, auf der William the Conqueror geboren worden sein soll.
Kirche in Falaise, mir gefiel vor allem die Holzdecke auch sehr. Falaise war wegen des erbitterten Widerstandes der Deutschen und dadurch resultierender Bombardierung durch die Alliierten sehr stark zerstört im Zweiten Weltkrieg.
Impression aus dem Automatenmuseum.
La Suisse Normande: Blick vom Wanderweg GR36 auf das Viaduc de Clécy.

Von allem mehr: Kirchen, Ruinen, D-Day

Ein Ausflug nach Caen führte uns zur Burg, was sehr ernüchternd war: Große Baustelle, nicht viel zu sehen. Nach den Museen in der Burg stand uns nicht der Sinn, wir wollten ja auch noch die Abteien der Männer und der Frauen besuchen. Diese wurden von Wilhelm dem Eroberer und seiner Frau gestiftet, um sich mit der Kirche gut zu stellen – diese hatte Einwände gegen die Ehe und wurde so besänftigt. Caen war stark bombardiert worden im Zweiten Weltkrieg, und so ist viel von der Substanz verloren gegangen. Zum Abschluss des Ausflugs in die Stadt aßen wir in einer Crêperie.

Der darauffolgende Tag war Utah Beach gewidmet, dem westlichsten der Landungsstrände. Ein langer Spaziergang am Strand entlang führte uns zu einem Bunker und zu Schiffswracks. Und gab uns einen Eindruck der Beschaffenheit mit dem flachen langen Strand. Abschließend besichtigten wir das Musée du Débarquement. Hier wurden verschiedene Aspekte der Invasion gezeigt, auch viele persönliche Gegenstände von Beteiligten aller Seiten. Es ist schwer zu schildern, was wir alles gelernt haben, es waren viele Eindrücke zu unterschiedlichsten Aspekten. Die Motivation, nochmal intensiver nachzulesen und zu recherchieren ist auf jeden Fall gegeben.

Auch einen Wandertag entlang der Küste haben wir eingelegt. Von unserem Campingplatz in Sainte-Mère-Église fuhren wir an die nordlichwestliche Spitze der Halbinsel Coutentin und unternahmen eine Rundwanderung mit langem Küstenabschnitt, die in unserem Reiseführer empfohlen worden war. Sehr interessant die Ähnlichkeit zur englischen Küste im Süden bzw. Westen.

Heute schließlich haben wir drei Besichtigungen unternommen. Die erste führte uns nach Coutances zur dortigen Kathedrale, die auf einer romanischen Basis aufbaute in einem frühgotischen Stil. Faszinierend wie schon in Reims und Rouen der Lichteinfall, die vielen Details und auch die Konstruktion, die man vor allem beim Gang um die Kirche herum genauer studieren kann. Sehr faszinierend.

Die Abbaye de Hambye war ein Kloster, das über mehrere Jahrhunderte betrieben wurde. Die Ruinen sind noch erhalten, und eine Familie hat all dies gekauft und widmet sich nun dem Erhalt. Wie auch in Tintern Abbey in Wales und in Jumièges wurde der verlassene Bau als Quelle für Baumaterial genutzt. Die Atmosphäre in den Ruinen ist einzigartig und lädt zum Einnehmen immer wieder anderer Perspektiven ein. Die umliegenden Gebäude der Abtei reichen von den geistlichen Räumen und Gebäuden bis hin zu den der Landwirtschaft und alltäglichen Betrieb gewidmeten Bereiche der Abtei.

Schließlich wollten wir noch ein weltliches altes Gemäuer besuchen. Hierzu fanden wir heraus, dass in der Nähe von Coutances das Château de Gratot liegt. Dieses wurde über Jahrhunderte von einer Familie bewohnt, die immer wieder Modernisierungen und Verbesserungen vornahm. Das Château ist nun auch mehr eine Ruine, die auf ehrenamtlicher Basis restauriert wird. Es hat viel Spaß gemacht, dort über das Gelände zu laufen und auch insgesamt drei der Türme erklimmen zu dürfen.

Abtei der Männer in Caen, gegründet von Wilhelm dem Eroberer, dessen Grab auf dem Foto zu sehen ist.
Bunker am Utah Beach.
Schiffswracks von der Invasionsflotte am Utah Beach. Im Vordergrund: Austernzucht.
Kirche in Sainte-Mère-Église. Wir übernachteten in diesem Ort. In Gedenken an den D-Day hängt eine Puppe mit Fallschirm am Kirchturm – auf diese Weise strandete am 6.6.44 ein amerikanischer Fallschirmspringer.
Wanderung entlang der Küste am Nez de Jobourg mit Blick auf die Kanalinseln. Leicht zu erkennen: Invasion wäre hier sehr viel schwerer gewesen. Dafür für uns eine Erinnerung an den South West Coast Path vom Vorjahr, die Wege direkt an der Küste waren ähnlich…
Die Häuser erinnern sehr an englische Cottages. Immerhin haben beide Seiten des Kanals die normannischen Vorfahren gemeinsam…
Kathedrale in Coutances: Frühgotisch mit romanischen Ursprüngen. Insgesamt sehr faszinierend.
Im Jardin des Plantes in Coutances.
Abbaye de Hambye: Ehemals Kloster, jetzt in Ruinen (hier die Kirche).
Abbaye de Hambye: Weitere Gebäude der Abtei.
Kapitelsaal in der Abtei.
Und noch einmal die Kirche der Abtei. Ruinen von Kirchen haben es uns angetan.
Nach all den Kirchen auch mal ein Chateau. Dieses mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert, aber auch Erweiterungen aus der Renaissance.

Ruinen, Felsen, D-Day

Unser letzter Campingplatz war in Jumièges, und dort befand sich zu fränkischer und normannische Zeit eine Abtei. Diese wurde zur Zeit der Religionskriege im 16. Jahrhundert zerstört, und daher sind dort nur Ruinen zu besichtigen. Die erinnerten uns an die Ruinen von Tintern Abbey in Wales, die uns dort seinerzeit sehr fasziniert hatten. Eigentlich waren wir auf Jumièges nur wegen des Campingplatzes gekommen, doch dank unseres Reiseführers wurden wir auf dieses Kleinod aufmerksam und hatten so einen nachmittäglichen Abstecher mit wunderbaren Impressionen und einiger Geschichte.

Auf dem Weg Richtung der Landungsstrände machten wir einen Abstecher nach Étretat. Auf einer kurzen Wanderung entlang der Küste durften wir die Steilküste genießen, zusammen mit der berühmten Felsnadel.

Dem Thema D-Day näherten wir uns von Osten her. Mit drei Besichtigungen lernten wir einiges. In Merville hatten die Deutschen Befestigungen so gebaut, dass sie die Küste damit unter Beschuss hätten nehmen können. Mit Fallschirmspringern wurden diese am D-Day vor der eigentlichen Invasion eingenommen.

In Renville und Bénouville begann eine der ersten Operationen vom D-Day . Mit einer Art Segelflugzeug wurden Streitkräfte zu den zwei Brücken über dem Canal de Caen und dem Fluss Orne gebracht. Diese nahmen die Brücken unbeschädigt ein. Faszinierend dabei der Einsatz von unmotorisierten „Gliders“. Als drittes Museum erkundeten wir das Atlantikwall Museum in Ouistreham. Dieses befindet sich in einem Bunker, von dem aus man einen großen Küstenabschnitt im Blick hat.

Alles in allem ein geschichtlich sehr interessanter Tag, der ob des Themas durchaus nachdenklich stimmt. Erst vor wenigen Wochen waren die Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des D-Day, dem 6.6.1944. Wir planen im weiteren Verlauf des Urlaubs auch einen Tag an den amerikanischen Landungsstränden zu verbringen.

Abtei von Jumièges
Impression in Jumièges 1
Impression in Jumièges 2
Die berühmten Felsen bei Étretat
Von den Museen rund um den D-Day habe ich kaum Fotos gemacht. Hier der Eingangsbereich vom Atlantikwall Museum